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Warum nicht mal eine Pause machen?


Ohne Pausen gibt es kein Ende und keinen Anfang, nichts Neues und nichts Altes. Pausen sind kein Nichts, sondern wichtige Zwischenräume, Lehrstellen die Ordnung und Struktur entstehen lassen (zitiert von Tanja Wedemeyer (VA Aktuell 08/2009)).

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Auf nationalen Distanzritten gibt es nach Reglement 2 Arten von Pausenzeit, die während dem Ritt zur Erholung der Pferde dienen.

Zum einen die Pause :

die Pause beginnt bei Eintreffen des Reiters an der Kontrolle des Pausenareals. Der Puls des Pferdes muss binnen 20 Minuten nach Eintreffen bei 64 Schläge/Min liegen. Diese Zeit läuft aber in der Pausenzeit. 
Daraufhin wird das Pferd auf Ritttauglichkeit vom Tierarzt untersucht und darf – sofern alles ohne besonderen Befund ist – nach Beenden der Pausenzeit weiter reiten.
Ein Puls von mehr als 64 Schlägen/Min. nach 20 min führt leider zum Ausschluss.

Zum anderen gibt es ein Vet-Gate.


Was ist ein Vet-Gate? Die Zeit wird genommen, wenn man in die Kontrolle reitet, die sogenannte „Ankunftszeit“. Die Pausenzeit  beginnt erst, wenn der Puls bei 64 Schlägen/Min. liegt (Pulsgrenzwert), die sogenannte „Einzeit“ Die Zeitspanne von „Ankunftszeit“ bis „Einzeit“  (Erreichen des Pulsgrenzwertes) zählt zur Reitzeit. Ist der Pulsgrenzwert innerhalb 20 Minuten nicht erreicht, führt dies zum Ausschluss.

Mit Erreichen des Pulsgrenzwertes wird das Pferd beim Tierarzt vorgestellt. Bei der tierärztlichen Untersuchung werden das Gangwerk und die metabolischen Parameter (Schleimhäute, kapillare Füllung, Hautfalte, Darmgeräusche) untersucht. Der Tierarzt hat 3 Stufen der Bewertung, A (alles gut), B (könnte besser sein), C (schlecht). Gang C führt zur Disqualifikation, bei den metabolischen Parametern kommt es auf den Zusammenhang an, wann es zur Disqualifikation führt.
 

Ein wichtiger Aspekt ist die Darmtätigkeit. Diese wird mit dem Stethoskop abgehört. Es ist sehr wichtig, dass das Pferd vor dem Ritt, in den Pausen und nach dem Ritt frist - vorrangig Rauhfutter wie z.B. Heu oder Gras. Bei Gras wird dem Pferd viel Feuchtigkeit zugeführt - Heu speichert im Darm die Feuchtigkeit. Jeder Distanzler hat hierzu allerdings sein eigenes Rezept - Hauptsache dabei ist, dass es funktioniert und der Darm schön brummelt.

Ich bin ein Fan von einem Vet-Gate und mind. 40 Minuten Vet Gate Pause (je nach Wetter oder auch der Örtlichkeit wegen) Bei richtig doofem Wetter ist in meinen Augen „je Kürzer je besser“. Die Muskeln des Pferdes warm zu halten ist wichtig und bei Shit-Wetter schwierig. In Bewegung bleiben in der Pause ein Nachteil, da das Pferd fressen und „auftanken“ soll.
Ein Fan des Vet-Gate bin ich auch deswegen, da hier der Vorteil bei gut vorbereiteten Pferden liegt. Ein gut trainiertes Pferd hat ein gutes Herz-Kreislauf-System und wird sich sehr rasch erholen – das verkürzt die Reitzeit, man kann die Pause früher beginnen und verschafft einen Vorteil gegenüber schlechter trainierten Pferden. Je früher die Pause beginnt, umso früher sind wir wieder auf der Strecke. 

Bei einer Pause kann sich das schlechter trainierte Pferd wieder an das besser trainierte Pferd „ranhängen“ und wird dadurch auch überfordert.

Bei einer 40-Minuten Vet GatePause habe ich genügend Zeit, mein Pferd ohne Stress dem Tierarzt vorzustellen, mein Pferd hat Zeit zu fressen, bevor ich wieder mit dem Sattel komme und man kann sich einfach mal setzen und die Seele baumeln lassen. Es ist aber auch genügend Zeit mit anderen ein Schwätzchen zu halten, etwas zu trinken und zu essen oder das Pferd abzuwaschen.


Der Vorteil an „KleeblattRitten“ ist, dass die Pause/Gate am Camp ist, so dass das Pferd auf seinem Padock stehen kann – man muss es also nicht an der Hand grasen führen oder neben dran stehen bleiben.

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Die gesamte Pausenzeit beider Arten (Pause und VetGate), ist auf mehrere Pausen verteilt. Laut Reglement des VDD’s Stand 2014 = 30 Sek. pro km der Gesamtlänge. Auf deutschen Distanzritten gibt es Pausenzeiten von 15 Min. bis 60 Min. pro Pause.

Doch Pausen gibt es nicht nur auf den Ritten, sondern auch vor und nach den Ritten. Das Pferd muss nach Wettkämpfen Zeit haben, sich zu regenerieren, um sich von den Strapazen erholen. Mit jedem Ritt lernt der Reiter und auch das Pferd dazu. Nichts ist schöner, als ein Pferd am Folgetag eines Wettkampfes zu sehen, wie es zu seinen Spielgenossen auf der Koppel läuft und spielt. Erholungstage sind keine Stehtage. Mal gemütlich ein paar Kilometer mit dem Pferd spazieren gehen oder ähnliche Dinge machen. Für den Organismus des Pferdes bedeuten diese kleinen Pausen auch eine Art Reparatur – Muskeln stärken sich, Sehen werden gefestigt und Gelenke besser geschmiert. Das Skelettsystem muss sich erholen. Können sich diese Strukturen nicht regenerieren, weil sie übertrainiert/überstrapaziert werden, führt das im besten Fall zu fehlendem Trainingsfortschritten, doch aber leider meist zu Überlastung und dadurch verursachten Ausfällen wie z.B. Lahmheiten. Es gibt auch Pferde die dies nervlich nicht verkraften.
Meiner Meinung nach sollte jeder Reiter und jedes Pferd sich an Einführungsritten daran gewöhnen dürfen, Distanzen zu laufen, kennen zu lernen und daraus „lernen“. Auch wenn der Reiter sehr erfahren ist – das Pferd ist einem Wettkampf ausgesetzt und soll lernen, damit umzugehen. Das Lernen erfolgt in den Pausen. Die Pause gehört zum Training.

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Auch nach dem Transport soll dem Pferd eine Pause gegeben werden. Je länger der Ritt und vor allem die Anreisen selbst sind, umso früher sollte man anreisen um dem Pferd genügend Zeit zu geben, alle Flüssigkeits- und Energiereserven aufzufüllen und sich einzugewöhnen.

Die Frage nach wie lange? erweist sich schwierig, da jedes Pferd unterschiedlich ist. Den Futterzustand des Pferdes darf man in den Pausen nicht unbeachtet lassen. Insbesondere schwerfuttrige Pferde müssen in den Pausen/Erholungsphasen die Reserven auffüllen – ohne Reserven ist ein Leistungssport nicht möglich und wird über kurz oder lang zu Ausfallerscheinungen führen.

Teil der Pause ist auch die Regenerationszeit des Athlets. Die Regenerationszeit ist die Zeit, die man dem Pferdekörper gibt, um den gesetzten Trainingsreiz zu verarbeiten. Diese Phase nennt man auch Superkompensation. Diese bewirkt die Steigerung der Leistung. Wenn man aber zu viele Trainingsreize setzt, also zu viel trainiert und zu wenig Pause macht, führt das zum sogenannten Übertraining und die Folge ist ein Abfallen der Leistung. 

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Die verschiedenen Regenerationszeiten sind z.B 
- der Laktatwert erholt sich in etwa 2 Stunden
- um den Energiehaushalt wieder aufzufüllen (genannt Glykogenhaushalt) bedarf es ca. 2-3 Tage
- Beschädigungen an Zellorganen erholen sich nach ca. 10 Tage
- Knochen brauchen zur Erholung ca. 60 Tage

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Diese Werte sollte man in seinem Trainingskonzept und in den Pausenzeiten mit einbauen, damit der Pferdekörper seine Strukturen stärken kann. 

Zitat von Adolf Sommerauer: „Wer keine Zeit hat, eine Pause zu machen, der braucht die gleiche Zeit um die Probleme zu bewältigen, die dadurch entstanden sind, dass er keine Pause gemacht hat.“

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